Auf der letzten Biosphärenbeiratssitzung am 29.10.2025 in Bleckede hielt der erste Vorsitzende Dipl.- Ing. (FH) Jürgen Siems M. Sc.
unter TOP5 folgenden Vortrag zum Thema "Abflussverbesserungen an der unteren Mittelelbe":
Ich bin stellvertretendes Mitglied im Beirat für den VSKE. Ich wohne in Hittbergen, im Urstromtal der Elbe und habe, wie alle Elbanwohner, schon viele Hochwasser miterlebt. Uns als Betroffene ist es wichtig, dass Hochwasser schnell abfließen kann und die Deiche nicht überflutet werden. Deshalb möchte ich mit Ihnen als erstes den Begriff Abflussverhalten klären, danach das auf unsere Situation an der Elbe anwenden und zum Schluss Möglichkeiten zur Abflussverbesserungen an der Elbe vorstellen.
1. Was ist Abfluss?
Abfluss ist das Produkt aus Querschnitt und
Fließgeschwindigkeit.
Also Querschnitt der durchflossenen Fläche in (m²) mal
Fließgeschwindigkeit des Wassers in m/s ergibt den Abfluss in [m³/s].
Kommen wir jetzt zum Querschnitt an der unteren Mittelelbe:
- Das Deichvorland wächst nach oben!
Bei Hochwasser wird Sand aus dem
Flussbett der Elbe auf das Vorland ab- und umgelagert. Die
Sedimentationsrate am Elb-km 541-544 beträgt 0,5 mm/Jahr im Durchschnitt
der Jahre von 1957-2006. Der Querschnitt der Elbe reduziert sich.
-Auch die Buhnenfelder verlanden: Auf der gleichen Messstrecke ergab sich
im selben Zeitraum im Mittel eine Höhenzuwachs 0,89 cm/Jahr. Auch das
reduziert den Querschnitt der Elbe.
- Das Niedersächsische Forstplanungsamt rechnet im Mittel für Weichhölzer mit
einem
ZUWACHS = 10-11 Festmeter/ha und Jahr
Das ist der jährliche ZUWACHS an Gehölzmasse
- Wie viele Hektar Gehölz haben wir im Deichvorland an der unteren Mittelelbe?
Bei 100 ha (grobe Schätzung Siems) x 10 FM/ha = 1.000 FM (Festmeter) je
Jahr (Volumenmaß m x m x m).
Auch dadurch reduziert sich der Querschnitt der Elbe (zwischen den Deichen)in jedem Jahr.
Besonders störend sind die großen Querriegel, quer zur Fließrichtung, auf
der Neuhauser Seite oder im Brackeder - und Radegaster Deichvorland.
Darin verfängt sich bei Hochwasser Treibgut. Der Querriegel wird dicht. Das
Wasser staut sich an diesen Stellen. Besonders gefährlich wird es dann bei
Eisversatz (Eisschollen).
Deshalb ist der Erhalt der Eisbrecherflotte so wichtig!
Zusammenfassend: Der Querschnitt der unteren Mittelelbe verringert sich
stetig, und damit auch der Abfluss.
2. Wie sieht es jetzt mit der Fließgeschwindigkeit an der unteren Mittelelbe aus?
Die Fließgeschwindigkeit ist grundsätzlich vom Gefälle im Flussverlauf abhängig. Je
größer das Gefälle desto höher die Fließgeschwindigkeit, je niedriger das Gefälle
desto niedriger die Fließgeschwindigkeit.
In der unteren Mittelelbe beträgt das Gefälle 1,3 Promille, das sind 13 cm auf 1000 m.
Das ist im Vergleich mit anderen Flüssen ein recht niedriges Gefälle und somit
auch ein recht niedriger Abfluss. So hat der Rhein bei Mannheim 2,5 Promille
Gefälle.
Die mittlere Fließgeschwindigkeit der Elbe beträgt 2,7 km/h, bei Hochwasser 3 – 4
km/h.
Zwischen Dömitz und Hitzacker beträgt die mittlere Fließgeschwindigkeit nur 1,5 –
2,0 km/h, Hitzacker - Bleckede 2,0 – 2,3 km/h
Ab Boizenburg sinkt die Fließgeschwindigkeit in der Elbe durch den Einfluss der
Staustufe Geestacht.
Aus dem sich stetig reduzierenden Querschnitt und der niedrigen
Fließgeschwindigkeit ergibt sich der Abfluss.
Mittlerer Abfluss Pegel Neu Darchau: 712 m³/s
Abfluss beim Hochwasser Pegel Neu Darchau 11.06.2013: 4.080 m³/s
3. Warum ist eine Abflussverbesserung nötig?
Wir alle spüren schon alle die ersten Auswirkungen des Klimawandels:
- Der Meeresspiegel steigt an.
Prognose bis 2070 Wasserstand Cuxhaven:
Bester Fall + 32 cm, schlechtester Fall + 48 cm
- Extreme Hochwasser/Niedrigwasser werden häufiger.
Wie wird sich der Meerespiegelanstieg auf den Abfluss der unteren Mittelelbe
auswirken? (Frage ist ans NLWKN Lüneburg gestellt.)
Für uns an der unteren Mittelelbe sind die Extremwetterlagen, wie die V b Wetterlage in Mitteleuropa, gefährlich. Beim Hochwasser 2002, so sind in Zinnwald Georgenfeld (45 km südlich Dresden) 312 mm Regen an einem Tag gefallen. Dieses Wasser wird über die Elbe abgeführt und kommt es bei uns an der unteren Mittelelbe zu Hochwassersituationen. Die Vorhersage dieser Hochwasser ist nicht möglich. Zusätzlich weisen die meisten Deiche an der unteren Mittelelbe Deichfehlhöhen auf. Die Deiche unserer Region haben aktuell tatsächlich NICHT die vorgesehene, festgelegte HÖHE, so z.B. bei Wehnigen minus 99 cm. Deicherhöhungen sind zurzeit kaum möglich. Aktuell dauert eine Nacherhöhungen durch Personalnot, Genehmigungsverfahren Jahre. Beim einem extremen Hochwasser würden in unserer Region die Deiche einfach überflutet. Das Elbewasser ist aber leider nicht nur Wasser, das dann wieder abläuft. Das Elbwasser transportiert teilweise hoch schadstoffbelastetes Sediment mit und lagert es auf den überfluteten Flächen ab. Landwirtschaftliche Flächen, Gärten und Erholungsfläche könnten aus der Nutzung fallen. Ggf. muss eine Bodenaustausch erfolgen!?
4. Wie kann der Abfluss für Hochwasserfall verbessert bzw. sichergestellt
werden?
… und zwar auch kurzfristig!
Die Eisbrecherflotte muss in Lauenburg/Geesthacht erhalten bleiben
600 m breite Abflussmöglichkeit ? Kurzhalten des Aufwuchses im Vorland
möglich
Vorlandabgrabungen ? Querschnitt = möglich Schadstoffbelastung
Buhnenfelder abgraben ? Querschnitt = möglich Schadstoffbelastung
Natürliche Engstellen entschärfen = möglich dauert aber JAHRZEHNTE?!!!
Umsetzen des Auenstrukturplans = Engstellen werden Gehölz-FREI, relativ niedrige Kosten
Auenwald wird größer 1: 2,17 FLÄCHENFAKTOR
Statt dessen werden DRV geplant, die keine Abflussverbesserungen ergeben.
Die Jahreshauptversammlung des Vereins zum Schutz der Kulturlandschaft und des Eigentums im Elbetal (VSKE) für das Geschäftsjahr 2024 fand am 04.02.2025 im Landgasthof Karze, bei Bleckede. statt. Durch die Versammlung führte der 3. Vorsitzende Karsten Röhr, Barförde. Als Referent wurde Herr Michael Leppien (freier Versicherungsmakler) begrüßt. Thema seines Vortrages waren Elementarversicherungen insbesondere Versicherungsschutz bei Hochwasser und Starkregen. Dazu erklärte Herr Leppien die Elementarversicherung an Hand von Beispielen aus der Praxis und gab hilfreiche Tipps, welche Punkte bei Versicherungsabschluss zu beachten sind. Besonders positiv wurde auch seine Mitteilung aufgenommen, dass anders als oft gehört, grundsätzlich für alle Wohngebäude im Vereinsgebiet eine Elementarversicherung möglich ist. Nachdem Vortrag folgte der formale Teil der Versammlung. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf dem Tagesordnungspunkt der Vorstandswahlen. Alle bisherigen Vorstandsmitglieder wurden einstimmig in ihren Ämtern bestätigt und bedanken sich für das Vertrauen der Mitglieder. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Vorstellung des Kooperationsvorhabens vom Landkreis Lüneburg, Verein Naturpark und VSKE zur Vermittlung von Fördergeldern der Bingo-Stiftung zur Heckenpflege. Diese wurde von Frau Mangelsdorf von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Lüneburg vorgestellt. Hierzu sind auch weitere Informationsveranstaltungen geplant. Unter dem Tagesordnungspunkt Verschiedenes und Aussprache äußerten verschiedene Vereinsmitglieder scharfe Kritik an der Aussetzung des Auenstrukturplanes durch Umweltminister Meyer, da dies erhebliche negative Folgen für den Hochwasserschutz und den Erhalt der Kulturlandschaft hat.

Der wiedergewählte Vorstand des Vereins zum Schutz der Kulturlandschaft und des
Eigentums im Elbetal (VSKE)
Nachdem Herrn Hennies der Geschäftsführer des Wasserverbandstages e. V. in seinem Vortrag auf der Jahreshauptversammlung des VSKEs anregte, dass sich Verbände, Vereine und Kommunen in der Region bündeln, um gemeinsam kraftvoll für den Hochwasserschutz eintreten zu können. Hat der erste Vorsitzende Jürgen Siems die Initiative ergriffen und begonnen eine solche Bündelung zu organisieren. Dazu haben bereits der Artlenburger Deichverband, der Neuhauser Deich- und Unterhaltungsverband, der Kreisverband Deich Lüchow- Dannenberg, die Samtgemeinde Elbtalaue, die Samtgemeinde Gartow, die Samtgemeinde Scharnebeck, das Amt Neuhaus und die Stadt Bleckede ihre Mitarbeit zugesagt. Der Name und die formelle Organisationsform der Bündelung werden im Moment mit Unterstützung des Wasserverbandstages abgestimmt.
DER VSKE e. V. IM SPANNUNGSFELD ZWISCHEN NATURSCHUTZ UND GRUNDEIGENTUM
Bericht des 1. Vorsitzenden Dipl.- Ing. (FH) Jürgen Siems M. Sc. aus Hittbergen
über die Jahreshauptversammlung des Geschäftsjahres 2022 am 07.02.2023 in Karze
Auf der Jahreshauptversammlung informierte sich der Verein zum Schutz der
Kulturlandschaft und des Eigentums im Elbtal e. V. über Hochwasserschutz im
Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Grundeigentum. Satzungsgemäß fordert
der VSKE einen besseren Hochwasserschutz an der Elbe und eine gerechte
Berücksichtigung der Grundeigentümerinteressen. Der 1. Vorsitzende konnte 48 Anwesende
darunter Vertreter/innen der Deichverbände
Artlenburg und Neuhaus, BM Neumann, Stadt Bleckede, SGBM Meyer, Elbtalaue,
des Landkreises Lüneburg Fachdienst Umwelt, und auch vom NLWKN Lüneburg
begrüßen. Trotz Zusage war die Leitung der Biosphärenratsverwaltung nicht erschienen.
Durch die Versammlung führte der 3. Vorsitzende Karsten Röhr, Barförde. Als Referent
wurde Herr Hennies, Geschäftsführer des Wasserverbandstages e. V. begrüßt. Der
Wasserverbandstag e.V. vertritt die Interessen seiner rd.
1.000 Mitglieder (Deich- , Wasser - , Beregnungs- , Trinkwasser – und
Abwasserverbände) aus Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und
unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Aufgaben.
Die kompetent und voller Elan vorgetragenen Aussagen von Herrn Hennies, zum
Hochwasserschutz im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Grundeigentum
beginnend mit dem unendlichem Wasserkreislauf (Regen, Flüsse, Meer, Wolken)
über den aktuellen Koalitionsvertrag in Niedersachsen (z. B.: mehr Tempo bei
Küsten- und Hochwasserschutz und Fördermittel), dem Hochwasserschutz in
Sachsen-Anhalt (2002-2022 1,24 Mrd. € investiert !), die geplante
Deichrückverlegung bei Bleckede, über Artikel 14 Grundgesetz (Abs. 2: Eigentum
verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen) und
weiter mit den Wasserhaushaltsgesetz, zu Klimaschutz und dem Trilemma der
Landnutzung (Klimaschutz, Ernährung, Biodiversität) zu Gewinnstrategien
(Renaturierung, Schutzgebiete, angepasste Landwirtschaft, Wandel der Ernährung,
Holzbau), zu der sehr erfolgreichen Änderung des Niedersächsischen
Naturschutzgesetztes im Herbst 2022 (§ 30 Abs. 2 BNatSchG findet ebenfalls keine
Anwendung auf Erhaltungsmaßnahmen der Träger der Deicherhaltung, durch die auf
einen vorhanden Deich gesetzlich geschützten Biotope zerstört oder sonst erheblich
beeinträchtigt werden....) bis abschließend zum Wohl der Allgemeinheit als
unbestimmter Rechtsbegriff, ... haben allen Teilnehmern/innen volle
Aufmerksamkeit abverlangt.
Die anschließende Diskussion verlief entsprechend
ausdauernd und effektiv. Hierzu ein Querschnitt: Gleich mehrere Teilnehmer
beklagten, dass sich die Biosphärenratsverwaltung zu wenig und wenn, dann meist
sehr spät zu aktuell laufenden Projekten äußere, um dann im Nachgang auch noch Korrekturen
einzufordern. Die Bürgermeister kritisierten, dass die Planungszeiten,
besonders im Hochwasserschutz, einfach zu lang sind. Ich komme mir vor wie Don Quichotte, wir kämpfen gegen
Windmühlen, so eine Wortmeldung. Auf den Hinweis, dass die Verbuschung im
Deichvorland doch den Abfluss gefährlich reduziere erwiderte Hennies, dass die Elbe
nicht als reine Abflussrinne verstanden werden darf. Das Gewässer und sein gesamtes Umfeld
müssen mit all ihren Funktionen betrachtet werden.
Ein Teilnehmer bemerkte, dass das nur
langsame Handeln beim Hochwasserschutz wohl
ein rein niedersächsisches Problem sei. Hierzu entgegnete Herr Hennies, dass sich Verbände,
Vereine und Kommunen in der Region bündeln sollten, um dann gemeinsam kraftvoll auftreten zu
können. Zum Beispiel um einzufordern, dass die Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag auch
tatsächlich realisiert werden!
Der Niedersächsische Weg (Naturschutz und Landwirtschaft werden gleichberechtigt eingebunden)
sollte auch auf die Bereiche der Wasserwirtschaft angewendet werden, so Herr Hennies.
Im weiteren Verlauf der Versammlung wurden die normalen Vereinsregularien
bearbeitet und beschlossen. Der Vorstand und die Kassenführung wurden entlastet.
Unter der Position Verschiedenes wurde über die aktuell in Bearbeitung befindliche neue
Internetseite berichtet. Der Text dazu wird gegenwärtig fortlaufend formuliert.